In letzter Zeit hat sich beim Weg vom Bahnhof den Rosenhügel entlang ein neuer „Jugendtreff“ aufgetan.
Viele Jugendliche haben das schöne Stück Grün und die Parkbänke dafür genutzt, sich zu treffen, zu plaudern, das eine oder andere Bier zu trinken oder einfach eine gemeinsame Zeit zu verbringen. Im Laufe der Zeit wurden es viele, sehr viele sogar.
Anscheinend so viele, dass die Situation zum Problem wurde.
Was ist die Lösung der Gemeindeverwaltung? Räumen wir einfach die Bänke weg.
Problem gelöst. Die werden sich schon einen anderen Treffpunkt suchen…
Mich erinnert das Prozedere ein wenig an den Kinderspielplatz bei der Neuen Mittelschule. Endlich wurde einmal beim Errichten des Platzes an ein WC gedacht, das aber dann leider von einigen Vandalen zerstört wurde.
Sperren wir doch einfach die Sanitäranlage zu. Problem gelöst.
Was wird als nächstes kommen?
Ritzt ein Jugendlicher die Initialen von sich und seiner Geliebten in einen Baum. Wird dann der Baum gefällt? Problem gelöst.
Sprayt ein Jugendlicher in einem Anfall von pubertierendem Leichtsinn etwas auf das Bahnhofsgebäude. Wird dann das Gebäude geschliffen? Problem gelöst.
Natürlich ist das alles weit hergeholt. Keine Frage.
Aber einfach die Augen schließen und sich nicht um eine längerfristige Lösung kümmern, kann nicht der Auftrag einer Gemeinde sein.
Liebe Leute: Holt die Mädels und Burschen genau dort ab, wo sie in ihrer Entwicklung stehen. Gebt ihnen Möglichkeiten zum Entfalten, lasst ihnen doch einen Freiraum!
Es wird sicher nicht einfach sein, da bin ich mir sicher. Aber es gibt Varianten und vor allem Profis, die genau dort bei der Jugendarbeit einschreiten können und WOLLEN.
Und das sei auch gesagt: Wenn den Jugendlichen eine Alternative geboten wird, sind die meisten empfänglich für neue Ideen. Sie brauchen in dieser Phase einfach Unterstützung. Falls dieser neue Treffpunkt „ausartet“, muss man natürlich andere Wege beschreiten. Das steht fest. Aber von Anfang an die Scheuklappen zuzuziehen, ist keine Lösung.
Mir ist natürlich klar, dass sich in den letzten Wochen etliche Anrainer in ihrer Ruhe gestört gefühlt haben. Gar kein Thema. Jugendliche sind laut, das ist einfach so…
Aber zur „Ehrenrettung“ der Jugendlichen möchte ich nur loswerden, dass sie niemals einen „Saustall“ hinterlassen haben, sondern immer am Ende des Tages alles zusammengeräumt haben. Zwar ist der Müll dann so in Säcken stehengeblieben, aber der Wille war definitiv da.
Also liebe Gemeinde!
Nur immer von Eitel und Wonne in Fischamend im Stadtboten zu sprechen, ist zu wenig.
Natürlich sind wir eine Kinderstadt.
Natürlich sind wir eine Seniorenstadt.
Sind wir auch eine Jugendstadt?
Das fragt sich jemand, der in den letzten Jahrzehnten ganz, ganz viel mit Jugendlichen zu tun hatte und nicht nur am Papier dafür zuständig ist.
Richard Schuh