Hermann Linsmeyr
17. November 1946 bis 24. November 2023
Nachruf an Hermann Linsmeyr
Hermann Linsmeyr wurde am 17. November 1946 als jüngerer Sohn von Hermine und Ludwig Linsmeyr geboren. Hermann wuchs mit seinen Eltern und seinem Bruder in der Wienerstraße 2 in Fischamend auf. Er absolvierte eine Lehre als Werkzeugmacher bei der Firma Suschny & Söhne. Nach dem Militärdienst arbeitete er bei der Firma Tyrolia Skibindungen. Bald wurde er dort als Versuchs- und Prototypmacher beschäftigt. Er war bei der Firma Tyrolia 24 Jahre beschäftigt. Nach der Firma Tyrolia machte er eine Ausbildung zum Berufschullehrer. Diese Tätigkeit erfüllte ihn mit sehr viel Freude, aber leider durfte er sie nur kurz beim BFI ausüben. Es folgte eine Arbeit bei den Austrian Airlines in der Hydraulik und Druckerei. Dort ging er auch 2007 in Pension.
Schon in jungen Jahren war sein Weg vorgezeichnet. Sein Vater Ludwig war langjähriger Parteiobmann der Fischamender KPÖ und seine Tanten und Onkel ebenso führende Funktionäre der Partei. Er half beim Bau des KPÖ-Hauses, welches durch Spenden und in Eigenregie der Mitglieder errichtet wurde. Nach Fertigstellung wurde das Haus für diverse Parteiveranstaltungen und Feste genutzt. Auch wurde das Haus beliebter Treffpunkt für Jugendliche. Hermann war Mitglied der Freien Österreichischen Jugend, wo er als Delegierter bei den 8. Weltfestspielen der Jugend in Helsinki von 28.07. bis 6.08.1962 teilnahm. Ein grandioses Erlebnis, gemeinsam mit 180.000 Menschen aus vielen Ländern für Frieden und internationale Freundschaft zu demonstrieren und zu feiern!
Das KPÖ-Haus wurde ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche. Der Name war und ist bis heute Stand up Club; offiziell gegründet im Frühjahr 1975. Hermann als Ältester wurde einstimmig zum Kassier gewählt und gleichzeitig bekam er den Spitznamen „Oida“. Er war wegen seiner Genauigkeit gefürchtet. Bei dem alljährlich stattfindenden Stand up Club-Gschnas betreute er stets die Kellerbar. Seine Lieblingsbeschäftigung war, den Gästen Drinks zu kredenzen, welche einigen der Gäste nicht sehr gut bekamen.
Im Sommer 1969 machte Hermann Urlaub in Ungarn am Plattensee, wo er seine zukünftige Frau Ilona kennenlernte. Bereits ein Jahr später, am 1. August 1970, heiratete er seine „Ungarin“. 53 glückliche Ehejahre folgten.
Hermann liebte Musik. Jahrelang spielte er leidenschaftlich als Schlagzeuger in verschiedenen Bands. Er hörte zu Hause stundenlang mit Kopfhörern Musik, von Oldies bis Klassik. Hermann liebte auch Reisen und seinen Garten. Er feierte gerne mit Freunden im Garten oder im Stand up Club.
Hermann half bei vielen Veranstaltungen im Club, an die wir uns gerne erinnern. Auch werden wir die Wochenenden im KPÖ-Schulungsheim in Mauerbach niemals vergessen.
1980 kandidierte Dr. Norbert Burger, ein bekannter Rechtsextremist, zum Amt des österreichischen Bundespräsidenten. Hermann, als glühender Antifaschist, nahm gemeinsam mit vielen anderen an einer Demonstration gegen diese Kandidatur teil. Aufgrund dieser Vorkommnisse gründete sich das Antifa-Komitee Bruck an der Leitha-Schwechat, in dem über alle Parteigrenzen hinweg für Frieden und gegen Krieg und Faschismus zusammengearbeitet wurde.
Die Parteiarbeit wurde unter der Führung von Roland Schuh intensiviert. Im April 1985 wurde die harte Arbeit durch die Erringung eines 2. Gemeinderatsmandat belohnt. Sein und unser größter politischer Erfolg war jedoch das Erringen eines 3. Gemeinderatsmandats im März 1990, welches Hermann zu Recht und mit Stolz 10 Jahre lang ausübte. Die Verwunderung und der Ärger bei den damaligen politischen Mitbewerbern waren groß. Bei vielen war der Tenor, dass ringsum die sozialistischen Länder zusammenbrechen und bei uns „die Kummerln“ gewinnen. Für Hermann und uns war die Freude jedoch grenzenlos. Hermann engagierte sich im Zuge seiner Gemeinderatsarbeit besonders für die Menschen in prekären Situationen. Sozial- und Wohnungspolitik war ihm ein besonders großes Anliegen.
In der Liste Schuh war Hermann besonders leidenschaftlich beim Verteilen des „Scheinwerfers“, den „Krampus-Sackerln“ und den „Schoko-Osterhasen“ engagiert. Er liebte es, durch Fischamend zu gehen und mit den Fischamender*innen zu plaudern. Er hatte immer einen Schmäh auf Lager, konnte aber sehr ernst in der Sache sein. Ihm war es wichtig, seine Ideale, Ideen und seinen Standpunkt stets zu vertreten.
2012 erkrankte er an Krebs. Dieser musste operativ entfernt werden und es folgten Chemotherapien und Bestrahlungen. Hermann glaubte, den Krebs besiegt zu haben. Aber leider kehrte der Krebs heuer im Frühjahr zurück. Mitte November erlitt er einen Schwächeanfall und musste ins Krankenhaus. Nach einer Woche im Spital schloss Hermann für immer die Augen.
Hermann – treuer Freund, Genosse, Kämpfer für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit auf unserer Welt, wir vermissen dich. Wir werden dich nie vergessen und dir immer ein ehrendes Andenken bewahren.